Faire Lieferkette – #fairelieferketten

Lieferketten sind keine Naturgewalten, sondern werden von Menschen geschmiedet. Wo Menschen in globalisierte Lieferketten eingebunden sind, können Menschen diese auch fair gestalten.

Jedes Produkt, das wir kaufen können, hat irgend jemand erzeugt, verarbeitet und in den Handel gebracht. Alles Material, aller Aufwand und alle Arbeit, die im Produkt stecken, werden mit dem Preis vergolten. Eine naive Vorstellung? Sicherlich, die Konkurrenz oder der Wettbewerb auf den Märkten sind viel ausschlaggebender für den Preis eines Produkts als die wahren Kosten, die im Aufwand für die Rohstoffbeschaffung, in der Arbeit, im Handel und im Transport stecken. Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage werden als die mächtigen Hebel benannt, die in Kraft treten und ansetzen, um z.B. den Lohn zu drücken und dabei Kinderarbeit und moderne Sklavenarbeit zutage fördern. Nur, um auf einem Markt mit tieferen Preisen die Konkurrenz auszustechen.

Dürfen Marktmechanismen Menschenrechte verletzen?

Keine naive, sondern eine grundsätzliche Frage. NEIN, natürlich nicht, ganz klar NEIN. Arbeitsrecht und Umweltstandards dürfen nicht aufgrund der Marktlage gebeugt und gesenkt werden.

Auch die Praxis plakatiert ein NEIN, ein nein, welches kleiner und kleiner wird, je länger oder besser gesagt, je verzweigter und undurchsichtiger die Lieferkette für ein Produkt wird. „Der Zulieferer des Zulieferers des Zulieferers wird schon wissen, dass alle rechtlichen Vorgaben eingehalten wurden”, so wird die Verantwortung für die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards durchgereicht und auf die schwächsten Schultern geladen.

Die besonders großen und starken Glieder der Lieferkette – und nur diese – haben die Durchsetzungsfähigkeit, sich auf Menschenrechte, statt auf unsichtbare Marktmechanismen zu berufen. Sie sind selbst die Marktmacht und kein anonymer Mechanismus. Es sind doch Menschen, die Entscheidungen treffen und die Glieder dieser Kette bilden. Die Weltgemeinschaft steht an ihrer Seite, z.B. mit der UN-Kinderrechtskonvention.

Mit der UN-Kinderrechtskonvention haben sich 1989 die Vertragsstaaten verpflichtet, Kinder vor wirtschaftlicher Ausbeutung zu schützen. Sie dürfen nicht zu einer Arbeit herangezogen werden, die Gefahren mit sich bringen, die Erziehung der Kinder behindern oder die Gesundheit des Kindes oder ihre körperliche, geistige, seelische, sittliche oder soziale Entwicklung schädigen können.

Ist das schon Kinderarbeit oder nur die wünschenswerte Mithilfe im elterlichen Garten nach der Schule? Unicef geht dieser und weiteren Fragen nach und klärt auf.

Und zur Belohnung vielleicht ein Riegel Schokolade? Kinder und Schokolade zusammenzudenken, hat eine süße und eine bittere Seite. Wo wirtschaftliche Not die Eltern zwingt, ihre Kinder auf die Kakao-Plantagen zu schicken, geht an vielen Stellen etwas schief.

„Wer wirksam gegen die Ausbeutung von Kindern vorgehen will, muss dafür sorgen, dass Erwachsene für ihre Arbeit faire Löhne erhalten bzw. Selbstständigen, zum Beispiel Kleinbauern, faire Preise gezahlt werden, die den Wert der Arbeit, welche in einem Produkt steckt, spiegeln. Wenn Eltern ein existenzsicherndes Einkommen erwirtschaften, können ihre Kinder zur Schule gehen, anstatt zum Familieneinkommen beitragen zu müssen.” so terre des hommes.

Kinderarbeit und moderne Sklaverei sind auch bei ganz „unverdächtigen” Produkten wie Tomaten nicht auszuschließen. Viel zu wenige Unternehmen geben auf Ihrer Homepage detailliert Auskunft über ihre Lieferkette und darüber, wie fair ihre Produkte hergestellt wurden.

Im besten Fall treffen wir die Herstellenden und Handeltreibenden persönlich, können auf den Wochen- und Handwerkermärkten direkt nachfragen z.B. nach der Herkunft der Zutaten und Rohstoffe. Wir können uns ein Bild machen über gute Arbeitsbedingungen, denn einen ersten Eindruck vermittelt doch schon die Zufriedenheit der Mitwirkenden. Wechseln wir also die Blickrichtung, machen wir aus einer Lieferkette eine Menschenkette. Das ist bei Kakao und Schokolade vielleicht schwierig, denn die Schoten wachsen nicht bei uns in der Nähe einer Handreichung. Da müssen wir Vertrauen in andere setzen. Viele NGOs, die keine wirtschaftlichen Interessen verfolgen, stehen dafür bereit. Sie verdienen unsere Aufmerksamkeit und Unterstützung.

Unser Beitrag ist gefragt, Lieferketten fair zu machen, wo immer wir können. Wir sind Käufer, Nutzer, Produzenten, Lieferanten, wir sind selbst Glieder von Lieferketten, möchten fair behandelt werden.

10.04.2021

#fairelieferketten