Hitzeschutz

Und wieder geht ein Sommer zu Ende, der als einer der wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1881 in die Geschichte eingeht! Es ist zu erwarten, dass Trocken- und Hitzeperioden länger andauern, Hitzewellen und Tropennächte (Nachttemperatur nicht unter 20 Grad Celsius) häufiger werden. "Hitze ist gefährlich für die Gesundheit, das muss jedem Menschen klar sein", sagt der Präsident der Berliner Ärztekammer Dr. Peter Bobbert im detektor.fm-Podcast "Was macht Hitze mit unserem Körper?".

Die Bundesregierung hat am 28.07.2023 einen ersten Hitzeschutzplan vorgestellt, der die Wichtigkeit des Themas Hitzeschutz hervorhebt, Ziele definiert und Strategien für Sommerperioden beschreibt. Länder wie Hessen und Brandenburg haben umfangreiche Empfehlungen für Kommunen zusammengestellt, viele Städte sind mit eigenen Hitzeschutzmaßnahmen und Hitzeaktionsplänen längst in der Erprobung.

Dass die großen Städte hier vorangehen, liegt auf der Hand. Die großen Ballungszentren werden im Sommer zu Hitzeinseln. Die Baumasse und versiegelten Flächen heizen sich tagsüber auf, die Wärme wird nachts wieder abgestrahlt, Bebauungen vermindern den Luftaustausch, Grünflächen, Parks, Bäume und Gärten sind viel kleinflächer vorhanden als im ländlichen Raum. Doch auch in kleinen Kommunen werden Hitzehäufigkeit und Dauer zunehmen. Kühlende Effekte durch Wälder, Bäume, Gärten schwinden, wenn diese unter Trockenheit leiden. Bäume, die mit schlaffen Blättern dastehen, die Verdunstung einstellen, weil ihnen Wasser fehlt, können nicht mehr, als nur noch Schatten werfen. Offene Ackerflächen ohne Bewuchs können 60°C und heißer werden. Hitzeschutzmaßnahmen gehen uns also überall an.

Was ist zu tun? Zunächst geht es darum, mehr Bewusstsein für diese Thema zu schaffen. Bei Hitze müssen wir nämlich unsere Gewohnheiten ändern, Tagesabläufe anpassen, ggf. auch Einschränkungen akzeptieren, um heiße Zeiten gut zu überstehen. Unter "Hitzeservice.de" finden sich Auflistungen für bewährte Maßnahmen. Sie beginnen mit dem Trinken von ausreichenden Mengen auch ohne Durstgefühl, informieren über das richtige Lüften - bitte kein Dauerkippfenster, das die heiße Luft hineinlässt - und weisen u.a. auf die Anpassung der Medikamenteneinnahme bei bestimmten Vorerkrankungen hin. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei den sogenannen hitzevulnerablen Gruppe, also den Menschen, die aufgrund des geringen oder hohen Alters oder aufgrund von Erkrankungen besonders unter großer Hitze leiden und einer stationären Behandlung oder gar dem Tod nahe sein könnten. Berufsgruppen, deren Arbeit im Freien stattfindet sowie Gruppen, die geringe Selbstschutzmöglichkeiten haben, u.a. Wohnungslose, psychisch Kranke und Suchterkrankte, zählen ebenso dazu.

Auf geht´s, jetzt könnte der Hitzeaktionsplan der Kommune greifen. Den Startpunkt setzt der Deutscher Wetterdienst (DWD). Er erstellt für Bundesländer und Landkreise eine Hitzeprognose für eine Woche im Voraus und zusätzlich eine kurzfristige Hitzewarnung für eine nahende Hitzewelle. Eine Hitzewarnung wird herausgegeben, wenn eine starke Wärmebelastung für mindestens 2 Tage in Folge vorhergesagt wird und eine ausreichende nächtliche Auskühlung der Wohnräume nicht mehr gewährleistet ist. Diese Meldung, leicht und direkt erhältlich nach Eintragung in einen "Newsletter", setzt das Signal, eine im Vorfeld abgestimmte Infokaskade in Gang zu bringen:

Diese Liste ist nur beispielhaft und ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit. Welche Gruppen aktiv werden, wird je nach Kommune anders zu gestalten sein. Die Hochschule Fulda hat eine Arbeitshilfe zur Entwicklung und Implementierung eines Hitzeschutzplans für Kommunen herausgegeben. Es wird empfohlen, zu Beginn die Ortsteile und Gruppen zu identifizieren, die besonders betroffen sind und alle Akteure für einen Hitzeaktionsplan zusammenzubringen.

Der Start in einer Kommune könnte so aussehen:

Zur Planung und Abstimmung werden alle beteiligten Gruppen herangezogen, um einen genauen Ablauf festzulegen, die Zuständigkeiten zu verteilen und die Wirksamkeit zu bemessen.

Die Sensibilisierung für das Thema Hitze und Gesundheit eröffnet den Raum für Diskussionen über längerfristige Maßnahmen, welche z.B. die städtebauliche Anpassung an das zukünftige Klima betrifft: wie und wo muss Wohnbebauung vorrangig saniert werden, welche Frischluftschneise muss offen bleiben, wo kann Fläche entsiegelt und begrünt werden, um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Sie weitet ebenso den Blick für die vorhandenen Werte in einer Kommune. Der Bestand an gesunden, großen Bäumen in Parks, in Wohnquartieren und an Straßen, Grünflächen und Brunnen sind ein erhaltenswerter Schatz. Genauso wertvoll, doch weniger sichtbar sind gute Nachbarschaften, wo gegenseitige Aufmerksamkeit und Unterstützung schon immer zum Alltag gehörten, und gute Institutionen, welche sich trotz vielseitiger Belastung die Offenheitbewahrt haben, sich dem Thema zu stellen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Weitere Informationen:

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat "Tipps für alle" herausgegeben, um gut durch eine Hitzewelle zu kommen.

Das vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Hitzeschutz-Portal "Hitze Service" bietet umfassende Informationen für Kommunen, die ihre Bevölkerung vor den gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze schützen möchten.

Das Aktionsbündnis Hitzeschutz Berlin hat für Sozial- und Pflegeeinrichtungen und auch Bezirksämter "Musterhitzeschutzpläne" entwickelt, die als Vorlage dienen können.