Konsum, nichts Neues ...

Praktizierte Nachhaltigkeit ist nichts Neues, z.B. Werkzeug in der Nachbarschaft verleihen oder Dinge reparieren statt neu kaufen. Die Kleidung von den größeren Geschwistern nachzutragen, war früher die Regel, sparte Geld und viele Ressourcen. Der Nimbus von “sich nichts Neues leisten können“, ein Armutsbekenntnis also, war immer dabei. Es einmal besser, vieles neu haben zu wollen, war kollektives Bestreben. Bis heute wird von der Werbung die Vorstellung befeuert, Wohlstand und noch mehr Wohlstand ließe sich mit neuen Konsumgütern gleichsetzen und erkaufen.

Ging es also früher häufig darum, ideenreich den Mangel zu meistern oder geldreich den eigenen Status durch Konsumgüter zu präsentieren, ist es heute wichtiger denn je, eine Konsumgüterwirtschaft in Kreisläufen zu realisieren, die allem und allen ein gutes Leben ermöglicht, ein Wirtschaften innerhalb der planetaren Grenzen. Die Haltung, möglichst nichts Neues zu beanspruchen, ist in einer überfüllten Konsumwelt der erste Schritt dahin, ein Riesenschritt. Kampagnen dazu sind der Circular Monday oder der Kauf-nix-Tag als Gegenpol zu den Black-Friday-Umsatz-Kampagnen in der Vorweihnachtszeit.

Neues – egal in welcher Preisklasse – ist immer kritisch unter die Lupe zu nehmen. In zunehmend globalisierten und anonymisierten Produktions- und Handelswelten bleiben mögliche Missstände oft im Verborgenen. Zahlreiche Kampagnen und Berichte aber beleuchten die Hintergründe, decken auf und informieren über ein konsumbedingtes Ausmaß an Ausbeutung. In der Mediathek gibt es viele Sendungen zum Thema. Zum Glück wird auch die Liste von Beiträgen umfangreicher, welche die Lösungen und Alternativen aufzeigen.

Also besser gar nichts kaufen, selber machen, reparieren, gebraucht oder sehr gut ausgesucht. Niemand muss verzichten, bis der Inhalt des Kleiderschranks komplett aufgetragen ist oder nicht mehr ins Internet können, weil die Geräte dazu nicht mehr funktionieren. Auf unserem Marktplatz finden Sie meist kleine Unternehmen, die eigene Wege gehen, sich sozial und ökologisch strenge Kriterien auferlegt haben und damit zeigen, wie es anders geht. Unser gesamtes Portal ist werbefrei und der Marktplatz so aufgebaut, dass Sie sich nach dem Produkt Ihres Bedarfs gezielt durchklicken können, ja, müssen, ohne von anderen Angeboten abgelenkt zu werden.

Was wir konsumieren, soll nachhaltig sein, also langfristig gut für alle. Am Anfang schon an das Ende zu denken, ist Grundlage der Kreislaufwirtschaft. Müll haben wir schon genug.

Abfallvermeidung - zero waste
Den Leitfaden zur Abfallvermeidung - zero waste, kein Müll - bilden die fünf Rs aus dem Englischen:

REFUSE beginnt beim Einkauf und damit, sich nicht verlocken zu lassen, sondern nur den wirklichen Bedarf nachzufragen. Verpackung zurückzuweisen ist eine zusätzliche Herausforderung. Einwegverpackungen sind leicht vermeidbar, wenn z.B. Getränke und Milchprodukte im Mehrwegpfandsystem gekauft werden. Den Einkauf in selbst mitgebrachten Tüten, Taschen, Eierkartons und anderen Behältern ermöglichen Wochenmärkte und Unverpackt-Läden. Eine Übersicht der Unverpackt-Läden finden Sie z.B. hier: "Hier kaufst du verpackungsfrei ein" (smarticular.de). Seit 2018 gibt es auch den Unverpackt-Verband.
Beiträge zum Thema Verpackung finden Sie außerdem hier in unserer Mediathek: Verpackung.

Second Hand lebt vom Geben und Nehmen und hat viele sozial und ökologisch gute Seiten. In der zero-waste-Skala der Abfallvermeidung gehört Second Hand mit REDUCE und REUSE zur zweit- und drittgrößten Stellschraube.

REDUCE, das regelmäßige Aussortieren und Abgeben oder Verkaufen von Kleidung, Spielzeug, Möbeln oder Hausrat schafft Freiraum und Übersicht. Was gut erhalten ist und funktioniert, aber im eigenen Haushalt nur verwahrt und nicht genutzt wird, kann vielleicht woanders gute Dienste leisten. REUSE, selbst Gebrauchtes kaufen und nutzen, spart die Ressourcen einer Neuproduktion und meistens auch Geld. Annahme- und Verkaufsstellen für Gebrauchtes, wie Sozialkaufhäuser, Möbelbörsen und Second-Hand-Läden, gibt es in wohl jeder Stadt, oft ausfindig zu machen über die kommunalen Entsorgungsstellen. Gemeinnützige Organisationen nehmen gut Erhaltenes als Sachspende an, verkaufen es weiter und verbinden mit ihrer Tätigkeit oft einen Bildungs- und sozialen Verteilungsauftrag. So z. B. die Charity-Shops "Zweimalschön" von der Deutschen Kleiderstiftung oder die Läden von Oxfam.

Auf Trödelmärkten und Basaren, die zu regelmäßig wiederkehrenden Terminen organisiert werden, können Privatpersonen auch selbst als Anbieter auf eigene Rechnung auftreten. Übersichten der Trödelmärkte und Flohmärkte in Deutschland oder "Second Hand" Kalender.

Inzwischen gibt es etliche Plattformen und Apps, die nach dem Prinzip der Kleinanzeige überall Anbieter und Käufer online zusammenbringen. Doch Achtung, "Kaufrauschgefahr" besteht nicht nur beim Stöbern, weil vieles so günstig angeboten wird. Auch die Aussicht, über Sammelportale Fehlkäufe und Überflüssiges an einen Logistiker zu schicken, verlockt zu unnötigem Konsum und noch mehr Warenverkehr. Die Nachhaltigkeit kann dabei schnell auf der Strecke bleiben.

Leider mischen zunehmend große Mode-Label im Secondhand-Online-Handel mit, denn second hand gilt als nachhaltig und boomt. Minderwertige, meist überflüssige Ware wird also erneut einzeln verpackt und noch einmal mehr verschickt. Zynischer geht es kaum, ausgerechnet die Fast Fashion Industrie verleibt sich so das Image von Nachhaltigkeit ein, eine Branche, die doch berühmt und berüchtigt ist für ökologische und soziale Disaster entlang ihrer Lieferketten. Wir empfehlen die ZDF-WISO-Sendung Das Geschäft mit Secondhand-Mode.

Repair-Café
Sie nennen sich "reparierBar" oder "Geht´s noch? Anti-Wegwerf-Café" und haben eines gemeinsam: dies sind Orte, wo Gebrauchgegenstände ein REUSE erhalten, repariert und weitergenutz werden. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, wie ein defekter Schalter, eine gerissene Naht, ein klemmender Reisverschluss, und das gute Stück wird nutzlos. Neues anzuschaffen können wir uns sparen, denn in Repair-Cafés gibt es geschickte Hände, Werkzeuge, Material und Fachwissen, damit die Dinge repariert und weiter genutzt werden können. Das spart Geld und Ressourcen, bringt Freude und die Menschen zusammen.

Listen der Repair-Cafés in Deutschland gibt es unter repaircafe.org oder reparatur-initiativen.de.

RECYCLING hat einen guten Ruf, steht aber nur an vierter Stelle der 5r-Skala. Zurecht, denn der technische Prozess der Stoffgewinnung aus Altmaterial ist immer mit Energieaufwand verbunden.
Wenn ein Konsumgut seinen Nutzen endgültig verloren hat, taugt es im Idealfall für den Kompost und wird durch Mikro- und auch größere Organismen organisch zersetzt und verrottet, ROT.